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Wenn Zahlen täuschen: Die wahre Lage des deutschen Arbeitsmarktes

Wenn Zahlen täuschen: Die wahre Lage des deutschen Arbeitsmarktes

Schirin Simo
Innenpolitik
10. November 2025
8 Min. Lesezeit

Die Bundesagentur für Arbeit meldet für Oktober 2024 einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit um 16.000 auf 2,791 Millionen Menschen. Auf den ersten Blick klingen diese Zahlen positiv. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Hinter der scheinbar guten Nachricht verbirgt sich eine besorgniserregende Entwicklung, die grundlegende Fragen zur Qualität und Sicherheit von Arbeit in Deutschland aufwirft.

Die Zahlen hinter den Zahlen

Deutlicher Anstieg im Jahresvergleich

Im Oktober 2024 lag die Arbeitslosigkeit um 183.000 höher als im Vorjahresmonat. Diese Entwicklung ist kein Einzelfall, sondern Teil eines Trends: Im November 2024 waren es 168.000 mehr Arbeitslose als im Vorjahr, und im Dezember 2024 stieg die Zahl um 170.000 gegenüber dem Vorjahresmonat.

Die saisonbereinigte Betrachtung zeichnet ein noch klareres Bild der Stagnation: Saisonbereinigt nahm die Zahl der Arbeitslosen im Oktober 2024 gegenüber dem Vormonat um 27.000 zu. Die traditionelle Herbstbelebung am Arbeitsmarkt fällt also deutlich schwächer aus als in den Vorjahren.

Die unsichtbare Arbeitslosigkeit

Noch aussagekräftiger als die offiziellen Arbeitslosenzahlen ist die sogenannte Unterbeschäftigung. Die Unterbeschäftigung, die neben der Arbeitslosigkeit auch Arbeitsmarktpolitik und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit umfasst, lag im Oktober 2024 bei 3,558 Millionen Menschen – 121.000 mehr als vor einem Jahr.

Das bedeutet: Fast 800.000 Menschen mehr als offiziell arbeitslos gemeldet, fehlt faktisch ein regulärer Arbeitsplatz. Sie befinden sich in Maßnahmen, sind kurzfristig arbeitsunfähig oder fallen aus anderen Gründen nicht in die offizielle Statistik. Diese Menschen tauchen in den Schlagzeilen nicht auf – ihre Perspektivlosigkeit bleibt unsichtbar.

Der Arbeitsmarkt kühlt ab

Stellenrückgang als Warnsignal

Während die Arbeitslosigkeit steigt, schrumpft gleichzeitig das Angebot an offenen Stellen dramatisch. Im Oktober 2024 waren 689.000 Arbeitsstellen bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet – 60.000 weniger als vor einem Jahr. Dieser Trend setzte sich fort: Im November waren es 668.000 Stellen, 65.000 weniger als im Vorjahr.

Das Gesamtbild ist noch drastischer: Im zweiten Quartal 2024 gab es bundesweit nur noch 1,34 Millionen offene Stellen – ein Rückgang von 404.000 oder rund 23 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Vom Höchststand mit fast 2 Millionen offenen Stellen im vierten Quartal 2022 bis zum vierten Quartal 2024 entspricht dies einem Rückgang um fast 30 Prozent.

Mehr Konkurrenz um weniger Jobs

Die Folge dieser Entwicklung: Bundesweit kamen im ersten Quartal 2024 auf 100 von den Betrieben ausgeschriebene offene Stellen rund 180 arbeitslos gemeldete Personen – rund 30 Arbeitslose mehr als noch im Vorquartal und Vorjahresquartal. Die Chancen für Arbeitsuchende, eine Stelle zu finden, haben sich deutlich verschlechtert.

Arbeit ja – aber welche Arbeit?

Niedriglohn bleibt verbreitet

Doch selbst wenn Menschen Arbeit finden, ist damit noch keine Perspektive garantiert. Im April 2024 wurden 16 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse mit Niedriglohn entlohnt – das bedeutet, fast jeder sechste Job wurde brutto pro Stunde mit weniger als 13,79 Euro bezahlt. In absoluten Zahlen: Von den gut 37,2 Millionen Beschäftigten im Alter von 15 bis 64 Jahren erhielten 5,6 Millionen einen Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohngrenze.

Besonders betroffen sind bestimmte Branchen: Im Gastgewerbe waren 52 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnbereich tätig, in der Land- und Forstwirtschaft 41 Prozent. Auch Qualifikation bietet keinen vollständigen Schutz: Fast drei Viertel der zu einem Niedriglohn beschäftigten Arbeitnehmer haben eine abgeschlossene Berufsausbildung oder sogar einen akademischen Abschluss.

Atypische Beschäftigung und Unsicherheit

Die Qualität der Arbeitsverhältnisse ist ein weiterer kritischer Punkt. Bei den sogenannten atypisch Beschäftigten lag der Anteil der Niedriglohnbeschäftigten bei 34 Prozent, während er bei Normalbeschäftigten nur bei rund 6 Prozent lag.

Zwar ist der Anteil atypisch Beschäftigter an allen Kernerwerbstätigen im Jahr 2024 auf 17,2 Prozent gesunken, doch das bedeutet immer noch: Millionen Menschen arbeiten in befristeten Verhältnissen, in Teilzeit mit wenigen Stunden oder in Leiharbeit – ohne die Sicherheit und sozialen Absicherungen eines Normalarbeitsverhältnisses.

Die langfristigen Folgen

Ein grundsätzliches Problem des Niedriglohnsektors ist die meist schlechte Qualität des Arbeitsplatzes. Der Niedriglohn geht einher mit schlechten Arbeitsbedingungen, unzureichender sozialer Absicherung und fehlenden Chancen auf Weiterbildung und Qualifizierung.

Die Konsequenzen reichen weit in die Zukunft: Bei längerer Beschäftigung im Niedriglohnsektor erwirbt der Arbeitnehmer nur einen geringen Rentenanspruch. Auch Lohnersatzleistungen bei Arbeitslosigkeit und Krankheit sowie Ansprüche im Fall der Erwerbsunfähigkeit fallen entsprechend gering aus.

Eine Frage der Gerechtigkeit

Die aktuellen Entwicklungen zeigen: Ein stagnierender oder schrumpfender Arbeitsmarkt ist nicht nur ein ökonomisches Problem – er ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Teilhabe.

Wenn Arbeitslosigkeit steigt, während gleichzeitig offene Stellen schwinden, verschärft sich der Wettbewerb um die verbleibenden Jobs. Das schwächt die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer und erhöht den Druck, auch schlecht bezahlte oder prekäre Arbeit anzunehmen.

Wenn ein Sechstel aller Beschäftigungsverhältnisse im Niedriglohnbereich liegt, reicht Arbeit allein nicht aus, um ein würdiges Leben zu führen oder für das Alter vorzusorgen. Der soziale Aufstieg wird zum Glücksspiel statt zur realisierbaren Perspektive.

Wenn fast 800.000 Menschen mehr als offiziell gezählt faktisch ohne reguläre Beschäftigung sind, verschleiern die monatlichen Statistikmeldungen die wahre Dimension der Herausforderung.

Was zu tun ist

Die Situation erfordert ein Umdenken in der Arbeitsmarktpolitik:

Qualität vor Quantität: Es reicht nicht, Menschen in irgendeine Beschäftigung zu bringen. Arbeit muss existenzsichernd sein und Perspektiven bieten. Gute Löhne, verlässliche Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung müssen zum Standard werden, nicht zur Ausnahme.

Investition in Qualifizierung: Je höher die persönliche berufliche Qualifikation, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines Niedriglohns. Umfassende Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote sind entscheidend, um Menschen echte Aufstiegschancen zu ermöglichen.

Stärkung der Tarifbindung: Dank der fast flächendeckenden Tarifbindung von etwa 90 Prozent in den 1980er und frühen 1990er Jahren mussten sich selbst nicht tarifgebundene Betriebe an tariflichen Standards orientieren, um Arbeitskräfte zu gewinnen – dies sorgte für ein ausgeglichenes und stabiles Lohnniveau. Der Wiederaufbau dieser Strukturen ist essenziell.

Ehrliche Kommunikation: Statt monatlicher Erfolgsmeldungen über leicht sinkende Arbeitslosenzahlen braucht es eine transparente Darstellung der gesamten Arbeitsmarktsituation – inklusive Unterbeschäftigung, Stellenentwicklung und Beschäftigungsqualität.

Warum wir, die Gerechtigkeitspartei – Team Todenhöfer, diese Themen in den Fokus rücken

Die beschriebenen Probleme am Arbeitsmarkt – steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Stellenangebote, prekäre Beschäftigungsverhältnisse – bleiben im politischen Mainstream oft unbeachtet oder werden hinter positiv klingenden Statistiken versteckt. Wir, die Gerechtigkeitspartei – Team Todenhöfer, greifen diese Thematik konsequent auf und stellen die soziale Dimension der Arbeitsmarktentwicklung in den Vordergrund.

Unser Fokus auf soziale Fairness

Wirtschaftlich setzen wir auf spürbare Steuererleichterungen für den Mittelstand und Kleinverdiener sowie den Übergang zu einer ökosozialen Marktwirtschaft. Diese Position adressiert direkt die Problematik, dass insbesondere Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen unter der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung leiden.

Wir stehen für eine Politik, die nicht nur auf nackte Zahlen schaut, sondern die Menschen hinter diesen Zahlen sieht. Wenn fast jeder sechste Job im Niedriglohnbereich liegt und Hunderttausende trotz Arbeit keine echte Perspektive haben, dann müssen wir diese Missstände klar benennen und Alternativen aufzeigen.

Generationengerechtigkeit und soziale Sicherheit

Ein zentrales Anliegen unserer Partei ist die Generationengerechtigkeit und die Beendigung der Ausbeutung der jungen Generation. Gerade junge Menschen sind besonders von prekären Beschäftigungsverhältnissen betroffen: Rund 39 Prozent der Beschäftigten in der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren erzielten einen Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohngrenze. Hier setzen wir an und fordern strukturelle Veränderungen, die jungen Menschen echte Chancen auf ein würdiges Leben und eine gesicherte Zukunft bieten.

Transparenz statt Schönfärberei

Wir sprechen aus, was viele Menschen am eigenen Leib erfahren, aber in den offiziellen Verlautbarungen nicht wiederfinden: Die scheinbar guten Arbeitsmarktzahlen täuschen über die Realität vieler Menschen hinweg. Wenn die Unterbeschäftigung bei 3,6 Millionen liegt, während offiziell nur 2,8 Millionen als arbeitslos gelten, wenn Stellenangebote um 30 Prozent einbrechen, während die Arbeitslosigkeit steigt – dann müssen wir als politische Kraft diese Diskrepanz offen ansprechen.

Fazit: Würde ist nicht verhandelbar

Arbeit ist mehr als ein Eintrag in der Statistik. Sie ist die Grundlage für soziale Teilhabe, für Selbstwirksamkeit, für Würde. Ein Arbeitsmarkt, der Menschen in Unsicherheit lässt, der von Niedriglöhnen geprägt ist und der stagnierende oder sinkende Beschäftigungschancen bietet, gefährdet den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Die aktuellen Zahlen sind kein Grund zur Entwarnung – sie sind ein Aufruf zum Handeln. Es geht nicht darum, ob Menschen formal in Arbeit sind, sondern welche Qualität, welche Sicherheit und welche Perspektiven diese Arbeit bietet.

Denn am Ende ist es eine Frage der Gerechtigkeit: Wer arbeitet, muss davon leben können – heute und morgen. Alles andere bedeutet, die Menschen durch Statistiken zu täuschen, statt ihre Würde zu wahren.

Quellen

  1. Bundesagentur für Arbeit (2024): Arbeitsmarkt im Oktober 2024. Pressemitteilung. https://www.arbeitsagentur.de/presse/2024-43-arbeitsmarkt-im-oktober-2024
  2. Bundesagentur für Arbeit (2024): Arbeitsmarkt im November 2024. Pressemitteilung. https://www.arbeitsagentur.de/presse/2024-48-arbeitsmarkt-im-november-2024
  3. Bundesagentur für Arbeit (2025): Arbeitsmarkt im Dezember 2024. Pressemitteilung. https://www.arbeitsagentur.de/presse/2025-01-arbeitsmarkt-im-dezember-2024
  4. Statistisches Bundesamt (2025): Niedriglohnquote Deutschland. https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-2/niedriglohnquote.html
  5. Bundeszentrale für politische Bildung (2024): Niedriglöhne. Sozialbericht 2024. https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/sozialbericht-2024/553156/niedrigloehne/
  6. Bundeszentrale für politische Bildung (2024): Atypische Beschäftigung, Normalarbeitsverhältnis und Selbstständigkeit. Sozialbericht 2024. https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/sozialbericht-2024/553142/atypische-beschaeftigung-normalarbeitsverhaeltnis-und-selbststaendigkeit/
  7. Statistisches Bundesamt (2025): Atypische Beschäftigung 2024 weiter rückläufig. Pressemitteilung. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/06/PD25_203_13.html
  8. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2024): IAB-Stellenerhebung für das erste Quartal 2024. https://iab-forum.de/iab-stellenerhebung-1-2024-10-prozent-weniger-offene-stellen-als-vor-einem-jahr/
  9. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2024): IAB-Monitor Arbeitskräftebedarf 2/2024. https://www.iab-forum.de/iab-monitor-arbeitskraeftebedarf/
  10. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2025): IAB-Monitor Arbeitskräftebedarf 4/2024. https://iab-forum.de/iab-monitor-arbeitskraeftebedarf-4-2024/
  11. Deutschlandreform: Niedriglohn. https://www.deutschlandreform.com/niedriglohnsektor.html
  12. Bundeszentrale für politische Bildung (2025): Die Gerechtigkeitspartei - Team Todenhöfer. https://www.bpb.de/themen/parteien/wer-steht-zur-wahl/bundestagswahl-2025/558926/die-gerechtigkeitspartei-team-todenhoefer/
  13. Die Gerechtigkeitspartei - Team Todenhöfer: Programm. https://www.diegerechtigkeitspartei.de/programm
  14. Bundeszentrale für politische Bildung (2022): Team Todenhöfer – Die Gerechtigkeitspartei. Landtagswahl Nordrhein-Westfalen 2022. https://www.bpb.de/themen/parteien/wer-steht-zur-wahl/nordrhein-westfalen-2022/507350/team-todenhoefer-die-gerechtigkeitspartei/

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